Januar 2021
 Lesen und Hören

Rafik Schami. Auf die Freundschaft. Die weise Schwester der Liebe. Manesse Verlag, 2019

„Gelebte Buchkunst und höchster verlegerischer Anspruch – klingt das nicht ein wenig übertrieben in der Eigenwerbung des MANESSE-Verlags? Nein, nein und nochmals nein!!! Ein großartiger Verlag mit einem ungeheuren Programm und exzellent verlegten Büchern (kleines Format, Fadenheftung, Lesebändchen) seit nunmehr 75 Jahren.

Aus der Vielzahl seiner Klassiker der Weltliteratur möchte ich nur zwei hervorheben: Jean Cocteau und Rafik Schami.

Rafik Schami ist einer der bezauberndsten und faszinierendsten Erzähler und Dichter unserer Zeit. Jedes seiner Bücher begeistert mich, seine wunderbaren Geschichten über die Liebe, die Freiheit und das Leben, aber auch seine Tagebucheinträge zum Sechs-Tage-Krieg oder sein „Lob der Ehe“, in dem es endlich einmal nicht um Streit, Trennung, Eifersucht und ähnliches geht, sondern um lange, glückliche Beziehungen.

Rafik Schami beherrscht die seltene Kunst des Erzählens wie kaum ein anderer. Als Kind und Jugendlicher lauschte er in Syrien den Geschichten der Alten, die über Generationen mündlich überliefert und weitergetragen wurden. Mit dieser Gabe verzaubert er uns inzwischen seit vielen Jahren, sei es in seinen Büchern oder bei seinen „Lesungen“, in denen er losgelöst vom Blatt seine Geschichten erzählt. Und Gott sei Dank haben weder sein Studium der Chemie in Heidelberg noch seine anschließende Promotion ihn von dieser Kunstfertigkeit abbringen können.

Im April 2019 erschien seine wunderbare Anthologie „Auf die Freundschaft. Die weise Schwester der Liebe“, eine Sammlung von Texten zum Thema Freundschaft aus vielen Jahrhunderten und aus der ganzen Welt. Dabei beschränkt sich Schami längst nicht nur auf die guten Freunde, sondern führt uns genauso die Gefahren blinden Vertrauens und falscher Freunde vor Augen. Wer diese Sammlung liest und immer noch nicht um den Wert der Freundschaft weiß, dem ist nicht mehr zu helfen. Ich habe immer ein bis zwei Ausgaben in Reserve, um sie zu verschenken, auch an Menschen, die (noch) keine guten Freunde sind.

Hören

Rabih Abou-Khalil

Nach einer Geschichte von Rafik Schami setze ich die Reise gerne im Kopf mit der Musik des Komponisten und Oud-Spielers Rabih Abou-Khalil fort. Er, Jahrgang 1957, verließ Ende der siebziger Jahre seine Heimat Beirut und zog nach München. Ebenso wie Schamis Literatur, ist seine Musik spielerisch leicht, manchmal ironisch, dann wieder sehr meditativ. Und wie Schami überrascht mich Rabih Abou-Khalil immer wieder mit ganz frischen Wendungen, sei es durch ungewöhnliche Kombinationen von Instrumenten, sei es durch „fremde“ Stimmen, sei es durch die Zusammenarbeit mit dem Cellisten Yo Yo Ma oder dem Kronos Quartet.

Rabih Abou-Khalil und Rafik Schami entführen mich in die Farben, Düfte und Bilder aus 1001 Nacht.

Between Dusk and Dawn (1987); Blue Camel (1992); Roots And Sprouts (1990); Cactus Of Knowledge (2001).

Zum Reinhören

seine Liebeserklärung an Beirut:

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