Endlich Wochenende
Samstagmorgen 09:00
Wir wollen los. Ich bin startklar.
„Liebster, die Sonne scheint schon so schön,
da kann ich auch mit Adiletten gehn.
Mach Dir’s noch einen Augenblick bequem.
Ich muss nur noch kurz die Zehen neu modellieren.“
Ich warte gerne, hab ja nix zu verlieren.
Waiting for the Schatz
Waiting for the Schatz
Waiting for the Schatz
10:30
Wir nähern uns der Stadt.
„Schatz, hier wird gleich ein Parkplatz frei.
Lass uns den nehmen. In der Stadt findest Du keinen.“
„Aber der ist doch noch weit außerhalb.“
„Wir kaufen doch nur ein paar Kleinigkeiten. Und ich helfe Dir tragen.“
„Und wo ist der Fahrer des Wagens?“
„Da kommt er schon.“
Er ist eine sie. Mehr muss ich wohl nicht sagen.
Waiting for the parking place
Waiting for the parking place
Waiting for the parking place
11:00
Ab ins Kaufhaus – Lebensmittelabteilung.
Joghurt mit der Ecke oder mit viel Landliebe,
griechisch oder türkisch,
laktosefrei oder probiotisch,
im Glas oder im Becher,
mit mehr oder weniger Fett oder gar ganz ohne
oder doch besser selber machen?
Milch, die gleiche Prozedur;
Käse und Wurst auch nicht besser.
Müsli bringt mich um den Verstand.
Konserven gehen schnell;
Getränke auch – ich kenne ja meine Biermarke.
Sekt dauert länger.
12:30
Drei Taschen und ein Rucksack ziehen mich nach unten. Schatz hat ihren Shopper am Arm baumeln.
„Ach, Liebster, lass uns noch schnell bei Ladies First reinspringen. Die haben zurzeit tolle Klamotten im Angebot.”
Was Mann nicht alles aus Liebe mitmacht.
Rein in den Laden.
Ich suche mir eine Sitzgelegenheit.
Alle Sessel belegt.
Es bleibt nur ein Stuhl aus Kreuzesholz.
Schatz schwirrt durch den Laden.
Waiting for my sweetheart
Waiting for my sweetheart
Waiting for my sweetheart
Jemand rüttelt mich am Arm. Bin wohl eingeschlafen.
„Entschuldigung, Ihre Frau ist in der Umkleide. Sie sollen kommen und ihr bei der Auswahl helfen.“
Wieder lande ich auf Kreuzesholz.
In der Kabine liegt eine überschaubare Menge an Hosen und Jacken. Na, das sollte doch zügig vonstattengehen. Wäre es vielleicht auch, ohne das Eingreifen der Verkäuferin:
Da noch eine Cargohose, oder doch besser Marlene, Chino, Leinen, Ballon oder Harem?
Uni, gestreift oder mit Karo?
Und noch ein passender Pulli mit Rundhals oder V, oder gar ein Hoodie oder Troyer?
Normale Länge, Long oder Oversize?
Lang- oder Kurzarm?
Vielleicht noch eine schicke Bluse – ärmellos, kurz- oder langarm, Spitze, Leinen, Karo, …
Ich will fliehen.
Waiting for the Stromausfall
Waiting for the Stromausfall
Waiting for the Stromausfall
14:00
Wir verlassen Ladies First.
Gekauft hat sie nichts.
War doch alles zu konservativ.
„Liebster, es gibt ja noch In Ecstacy.
Das ist eine ganz schräge Boutique. Die wird Dir auch gefallen.“
Also hinein ins Unvergnügen.
Man bietet mir Espresso, Wasser oder Sekt.
Ich will echte Drogen. Gibt es nicht. Wieso heißen die dann In Ecstacy?
Also meinetwegen nur Wasser.
Die Prozedur ähnelt der bei Ladies First;
Doch geht alles viel schneller.
Nach einer Stunde liegt ein Haufen Zeugs auf der Ladentheke
Ich zücke mein Portemonnaie – halt alte Schule.
15:00
„Schatz, ist das nicht super, was wir heute schon alles gefunden haben. Jetzt lade ich Dich aber erst einmal ins Café ein.“
Leider sind draußen alle Plätze besetzt. Kein Wunder bei dem schönen Wetter.
„Liebster, lass uns warten. Da wird bestimmt gleich was frei. Schau mal, da vorne, die haben doch schon ausgetrunken.“
Waiting for a seat
Waiting for a seat
Waiting for a seat
15:20
Endlich haben wir einen Platz ergattert. Pralle Sonne.
Macht nix. Sie hat ja dickes Haar.
Auf einen Sonnenstich mehr oder weniger kommt es in meinem Alter wohl nicht mehr an. Ich knote ein Taschentuch an den Ecken zusammen und lege es mir auf den Kopf.
16:00
Kaffee und Kuchen kommen.
„Wo bleibt mein Bier?“
„Äh, das habe ich wohl vergessen. Kommt aber gleich.“
16:15
Mein Bier kommt, abgestanden und schal.
Ich lasse es stehen.
Dränge zum Aufbruch.
Wenigstens die Sportschau um 18:00 will ich noch sehen.
16:35
Auf dem Rückweg zum Auto.
Bepackt und behängt mit Tüten und Taschen versuche ich, heil durch die Menschenmassen zu kommen.
Pech gehabt. Ein Rempler, und schon reißt eine Tüte.
Ausgerechnet die mit Gemüse und Obst.
Schatz steht da und schaut konsterniert.
„Hey, entweder Du nimmst jetzt alle Tüten und Taschen, und ich sammle das Zeugs auf, oder Du machst das. Aber steh hier nicht einfach doof herum.“
Das hätte ich besser nicht gesagt. Sie zieht ihren berühmten Schmollmund, greift in ihren Shopper, reicht mir eine Stofftasche und verschränkt demonstrativ die Arme. Ich stelle alles ab und sammle Obst und Gemüse auf.
17:30
Wir sind zurück.
Jetzt schnell raus aus den verschwitzten Klamotten, ein kühles Bier und ab auf’s Sofa, Fernseher an und keine Störung mehr.
Schatz macht es sich neben mir bequem und telefoniert mit ihrer besten Freundin. Sie plaudert entspannt über diesen tollen Tag und was ich für ein lieber Schatz bin.
Ich stehe auf und gehe.