Dezember 2015
 Lyrik

Dieselgate – oder Gates to Diesel

Dieses kleine Stück handelt von Geschenken. Von ganz großen Geschenken. Von Geschenken, die ganz wenige ganz vielen Menschen auf der ganzen Welt bereiten. Geschenke, die dafür sorgen, dass uns nicht zu kalt wird auf der Erde. Geschenke, die uns nicht mit sauren Bonbons, sondern mit Saurem Regen beglücken. Geschenke, die verhindern, dass es unseren Lungen zu gut geht und sie vielleicht gar zu viel Sauerstoff aus der Luft entwenden. Es geht um ein Thema, das seit einigen Monaten in aller Munde ist. Die Weltpresse ist voll damit, ob Wirtschaftsblatt oder Boulevardpresse: es geht um den VW-Skandal.

Von drauß‘ vom Walde komm ich her,
es dieselt heute gar nicht mehr.
Die gates sind alle fest verschlossen,
den Boss, den hätt‘ ich gern erschossen.

Doch tritt gerade noch zur rechten Zeit vom Throne er ab
und macht den Weg bereit für einen Neuen, der noch keinen Makel hat.

Nicht überraschend hält auch diese Sicht nicht lange vor;
es scheint, als sei auch er ein schlitz’ges Ohr
und nicht ganz frei von Schuld an dieser Mär,
die lange schon aus unseren Autos blubbert;
vor allem aber aus der Gier der Macht,
die sie erblinden ließ für das, was gut und richtig wär.

Was aber tun mit solchen Betrügern,
die selbst Entschuldigungen als Sport betreiben,
nicht glauben, was sie ernst verkünden,
erstaunt sind über ausgespähte Sünden?

Sich selbst auch jetzt im Recht noch sehen,
den Fehler suchen – doch nicht bei sich,
stattdessen im System, das sie zu mea culpa zwingt.

So gehen denn Herr A, Herr B,
Zerknirschung nur als äußere Hülle.
Nach innen grinsend mit den Taschen voller Trost.
Na, denn mal Prost.

Nachsatz

Wenige Wochen nach dem Bekanntwerden des VW-Skandals traf ich mich mit einem Manager des Konzerns. Sein ganz lakonischer Kommentar: „Wir waren schockiert. Damit hatten wir nicht gerechnet.“ Meine Frage: „Womit habt Ihr nicht gerechnet? Damit, dass der Konzern so etwas macht oder damit, dass der Betrug aufgeflogen ist“ „Nein, wir waren vom Betrugsvorwurf überrascht. Und wir hatten höllische Angst, dass die Verkaufszahlen komplett wegbrechen. Doch inzwischen gibt es Entwarnung. Lediglich in Deutschland gehen die Verkaufszahlen etwas nach unten. Ansonsten läuft das Geschäft weiter wie geschmiert.“ Ob er sich seines Sprachwitzes bewusst war?